Am Landeplatz der Arche – mit Google Earth

Mein erster Artikel über den Berg Cudi als Arche-Noah-Berg

4.3.2014

Timo Roller
[zuerst veröffentlicht am 27. März 2008; spätere Anmerkungen in eckigen Klammern (letztes Update: 4.3.2014]

Ich habe den Landeplatz der Arche gefunden – mit Google Earth! Natürlich, das klingt völlig übergeschnappt, also der Reihe nach: Im Buch »Bible Earth« schrieb ich vor einem Jahr: »Falls Google Earth eines Tages hochauflösende Bilder des Berges Ararat ins Netz stellen sollte, kann man vielleicht selbst die Arche entdecken!« – Es gibt noch keine besseren Bilder des Ararat, aber wahrscheinlich ist dort auch nicht die Arche zu finden. Sie ist nämlich ganz woanders gelandet: Auf dem Berg Cudi, der im Buch ebenfalls kurz erwähnt wird. Und von diesem gibt es seit einiger Zeit tatsächlich sehr hochauflösende Satellitenbilder in Googles Datenmaterial!

Hat es die Arche Noah überhaupt gegeben?

Diese Frage ist natürlich berechtigt, da die Glaubwürdigkeit der Bibel heute von den meisten Wissenschaftlern und auch von vielen Theologen infrage gestellt wird. Schon die Geschichten von David, Mose und Abraham werden nicht selten als fromme Legenden abgetan. Was ist dann erst von der Erzählung zu halten, dass ein Mann auf einem Schiff eine weltweite Sintflut überlebt haben soll?

Tatsächlich gibt es aber nicht nur den biblischen Flutbericht. Auch das bekannte altbabylonische Gilgamesch-Epos berichtet von diesem Ereignis, ebenso wie viele andere Überlieferungen verschiedener Völker und Kulturen rund um den Globus. Es gibt auch einige geologische Hinweise auf eine große Überschwemmung – zumindest in Mesopotamien.

Warum sollte die Arche nicht auf dem Ararat gelandet sein?

Heutzutage ist die Geschichte der Arche Noah fest mit dem Berg Ararat an der türkischen Grenze zu Armenien verknüpft. Die jüdische und christliche Tradition kennt nur diese eine Möglichkeit. Daher suchten die allermeisten Expeditionen – es gab etliche in den letzten 60 Jahren – Überreste der Arche im Gletschereis des über 5000 Meter hohen Berges. Immer wieder gab es Meldungen von hölzernen Überresten oder Strukturen unter dem Eis – allerdings nichts Handfestes. Manche Forscher gehen inzwischen davon aus, dass man nichts gefunden hat, weil am falschen Ort gesucht wurde.

Der Koran nennt als Landeplatz der Arche den Berg Cudi. Auch die Bibel lässt diese Möglichkeit offen: Sie spricht von einem Gebirge mit dem Namen Ararat, diese Bezeichnung scheint jedoch identisch zu sein mit dem assyrischen Urartu, einem Gebiet nördlich von Mesopotamien. Auch der Berg Nisir aus dem Gilgamesch-Epos scheint eher nicht auf den sehr weit nördlich Babyloniens liegenden Berg Ararat hinzuweisen: Werner Keller schrieb in seinem Standardwerk »Und die Bibel hat doch recht«: »Altbabylonische Keilschrifttexte beschreiben sehr genau, wo der Berg Nisir zu suchen ist: Zwischen dem Tigris und dem Unteren Zab-Fluss, wo die wildzerklüfteten Gebirgsketten Kurdistans jäh aus den flachen Uferlanden des Tigris aufsteigen.« Er geht von einer nur lokalen Flutkatastophe im flachen Zweistromland aus und folgert: »Eine Flutwelle vom Persischen Golf musste ein Schiff von hier [von der Heimat des babylonischen Noahs Utnapischtim] genau zum Kurdistan-Gebirge verschlagen!« Und der erste Berg nördlich des Tigris ist der Cudi Dagi.

Ein Verfechter des Berges Cudi ist der Amerikaner Bill Crouse, der seine Begründung als PDF im Internet veröffentlicht hat: Geological and historical reasons why Noah’s ark did not land on Mt. Ararat in Turkey (engl.) Er ist außerdem einer der Autoren eines sehr interessanten Artikels in der Zeitschrift Bible and Spade (Ausgabe Herbst 2006, engl.), in der ausführlich beschrieben wird, warum der Berg Cudi dem Ararat vorzuziehen sei. Im Artikel »Berg Cudi – der wahre Berg der Arche Noah« nennt er Quellen wie das apokryphe »Buch der Jubileen« sowie antike Historiker wie Josephus und Eusebius, die eher auf den Cudi als auf den Ararat hinzuweisen scheinen. Vor allem die muslimische und die kurdische Überlieferung, aber auch die christliche Ostkirche der Nestorianer bezeugen den Cudi als den Berg, an dem noch weit ins 2. nachchristliche Millennium hinein die Reste der Arche Noah besichtigt werden konnten. Als Beispiel soll noch der jüdische Gelehrte und Forschungsreisende Israel Joseph Benjamin erwähnt werden, der davon berichtet, wie Bewohner der Gegend um den Cudi einmal im Jahr auf dem Gipfel ein Fest zur Ehre Noahs gefeiert haben. Diese Zeremonie hat nach Angaben von Gordon Taylor auf der Internetseite der Progressive Historians wohl bis ins 20. Jahrhundert hinein stattgefunden und ist inzwischen den modernen Konflikten und Grenzverläufen zum Opfer gefallen. Wenige Kilometer südlich des Cudi sind die Grenzen zu Syrien und zum Irak.

Bill Crouse stellt im Bible-and-Spade-Artikel seinen Argumenten für die Landung der Arche auf dem Cudi eine Analyse der Quellen zugunsten des Ararat gegenüber. Er befindet, dass es vor dem 13. Jahrhundert bis auf eine Ausnahme keine Hinweise dafür gab, dass der Berg Ararat als Landeplatz der Arche Noah gegolten hat.

In dieser Ausgabe von Bible an Spade, die sich fast komplett der Suche nach der Arche widmet, wird auch ein interessanter Fund des Deutschen Dr. Friedrich Bender beschrieben: Er hat am Fuße des Cudi 1953 ein Stück Holz gefunden und dies nach der C14-Methode datieren lassen. Ergebnis: ein Alter von 6500 Jahren!

Cudi Dagi – Der Berg Cudi

Der Berg Cudi liegt etwa 320 Kilometer südwestlich des Ararat, an den Koordinaten 37.3670N, 42.4951E (Bitte diese fettgedruckten Koordinaten einfach ins Suchfeld von Google Earth – oder Google Maps – übernehmen). Es ist schwer, ausführliche Informationen über den Cudi Dagi zu finden: Die deutsche Wikipedia schreibt lediglich (Stand März 2008), dass er mit 2089 Metern der höchste Berg der türkischen Provinz Sirnak sei, dass nach dem Koran hier die Arche gelandet sei und dass sich die türkischen Streitkräfte Gefechte mit der kurdischen Untergrundorganisation PKK liefern. Die englische Wikipedia ist ausführlicher, bietet aber zwei Artikel – zu »Mount Judi« und zu »Mount Cudi«. Der Vorschlag, beide Artikel zusammenzuführen, ist bislang noch nicht umgesetzt.

Die Datenbank von Google Earth bietet einige Panoramio-Fotos, ein paar Orte, die am Berg liegen, aber nichts an genaueren Informationen. Daher bleibt zunächst unklar, wo man nach der Arche suchen sollte, den der Berg ist zwar nicht hoch, erstreckt sich aber von Ost nach West über 7,5 Kilometer und hat nach den Geländeinformationen von Google Earth drei Gipfel.

Was sagt die Wissenschaft zum Cudi? Wenig – die ergiebigsten Informationen sind fast 100 Jahre alt und stammen aus dem Jahr 1909.

Gertrude Bell

Damals hat die britische Forschungsreisende Gertrude Bell den Berg besucht. Sie hat den Gipfel, auf dem die Arche gelandet sein soll, bestiegen und Fotos gemacht. Dies sind (fast, doch dazu später) die einzigen Bilder, die es von den Ruinen eines alten Klosters auf dem Berg gibt. Und sie weiß einiges über den Cudi und seine Arche-Noah-Geschichte zu erzählen:

Das achte Kapitel ihres Buches »From Amurath to Amurath« (engl.) ist dem Abschnitt ihrer Mesopotamien-Expedition gewidmet, in dem sie den Cudi Dagi besuchte.

Die weiteren den Cudi betreffenden Dokumente von Gertrude Bell sind in einem digitalen Archiv der Newcastle University in England zu finden:

Der Tagebucheintrag vom Tag der Ankunft in Hassana (12. Mai 1909),

vom Tag der Besteigung des Berges (13. Mai) sowie

ein Brief an ihre Eltern vom 14. Mai, in dem sie ebenfalls die Besteigung des Noah-Berges schildert.

Auch Bells Fotos vom Cudi sind online archiviert:

Ein Blick vom Gipfel nach Westen

Das »Sefinet Nebi Nuh«, das Schiff Noahs auf dem Gipfel des Berges. Hier muss sich das Kloster der Nestorianer befunden haben.

Die Beschreibung des Panorama-Fotos<, das sich im Anschluss des Blicks nach Westen zeigt und so die komplette Aussicht von Westen über den Norden bis zum Osten zeigt. Es ist sehr klein [es gibt auch eine größere Version, siehe die Seite mit dem Bell-Panorama], doch anhand dieses Panoramas war es mir möglich, den exakten Standpunkt der Fotografin in Google Earth zu identifizieren.

Schwer zu finden, aber sehr aufschlussreich: Dieses Panoramabild zeigt den Blick vom Gipfel des Cudi.

Mit den Bezeichnungen M_072 und M_073 folgen noch zwei Bilder, die Gertrudes Begleiter am Landeplatz der Arche zeigen.

In der Wikipedia gibt es einen sehr ausführlichen Artikel über Gertrude Bell, allerdings ohne die Erwähnung des Arche-Abenteuers. Auch im Buch »Königin der Wüste«, einer von Janet Wallach verfassten ausführlichen Biografie mit fast 600 Seiten, ist nichts darüber zu finden.

Die wichtigsten Passagen aus ihren Tagebucheinträgen habe ich ins Deutsche übersetzt: »Eintrag vom Donnerstag, 13. Mai 1909: Um 4 Uhr morgens ging es los, mit Selim und dem Esel, Abdul Mejid (einem meiner Soldaten), Kas Mattai sowie Shim’un. Auf zum Cudi Dagi! Wir wanderten ungefähr zweieinhalb Stunden aufwärts durch Eichenwälder entlang der oberen Berghänge, unterhalb steiler Klippen. Dann kletterte ich aufwärts und alpines Hochland mit Schneekränzen breitete sich vor mir aus, darüber ein hoher felsiger Gipfel. […] Am Fuß der Felsklippen ließen wir den Esel mit Mejid zurück und kletterten eine halbe Stunde lang zur Sefinah hinauf, die wir um 8:35 Uhr erreichten. Scharlachrote Tulpen, immer noch in voller Blüte, umgaben sie.«

Die Begleiter von Gertrude Bell auf dem Gipfel des Berges Cudi.

Die Sefinah – der Landeplatz der Arche

Gertrude Bell fährt fort: »Eine stattliche Ruine: grobe Kammern, überdacht mit Ästen und dünnen Baumstämmen, dazu ein Wasserbehälter weiter unterhalb bei einem Schneekranz. Eines der Gebäude besteht aus sehr großen Steinblöcken und scheint sehr alt zu sein. Ein wenig unterhalb – südlich – sind weitere Ruinen auf einem Plateau: möglicherweise die Grundmauern des alten Klosters.

(Fast) das einzige Bild [4.3.2014: inzwischen stehen mehr zur Verfügung] der sogenannten Sefinah stammt aus dem Jahr 1909 – ist auf diesem Gipfel die Arche gelandet?

Das Gebäude hier besteht aus einem offen ummauerten runden Platz mit einigen Kammern ohne Dach zum Westen hin. Ich denke, es ist moslemischen Ursprungs. In einer der Kammern und in der Anlage ist in der Südseite eine kleine Nische zu erkennen – Mihrabs [muslimische Gebetsnischen]?

Die Aussicht ist herrlich und von einer rauhen Schönheit, die Gegend ist außerordentlich öde. Im großen Tal gen Norden sah ich nur vier Dörfer, das größte davon Shandokh, der Sitz eines kurdischen Aghas. Wir aßen zu Mittag, legten uns ein wenig schlafen und verließen den Gipfel um 12:15 Uhr.«

In ihrem Buch From Amurath to Amurath, das nur in englischer Sprache erhältlich ist, erläuterte sie noch einige Hintergründe: So habe auf dem Gipfel, der »Schiff des Noah – Sefinet Nebi Nuh« genannt wird, einst ein berühmtes nestorianisches Kloster gestanden, das im Jahr 766 durch einen Blitzschlag zerstört wurde. Auf seinen Ruinen sei eine Moschee gebaut worden, die ebenfalls zerfallen ist. Dann beschreibt sie ebenfalls, wie sich regelmäßig an einem bestimmten Tag im Sommer Christen, Moslems und Juden auf dem Gipfel treffen, um dem Propheten Noah die Ehre zu erweisen. Über die Holzstämme und Äste würden zu diesem Anlass Stoffstücke gespannt.

Und was ist seit diesem 13. Mai 1909 am Berg Cudi geschehen? Nicht viel, doch das Wenige hört sich vielversprechend an:

Dr. Friedrich Bender

Ein wenig aussagekräftiges Foto, aber ein interessanter Fund: Der Geologe Friedrich Bender scheint 6500 Jahre alte Holzreste am Berg Cudi gefunden zu haben.

Ebenfalls in der Zeitschrift Bible and Spade (Ausgabe Herbst 2006, engl.) findet sich ein Artikel des deutschen Geologen Dr. Friedrich Bender, der 1953 bei Untersuchungen am Berg Cudi Holzreste gefunden habe. Er hatte von kurdischen Moslems gehört, dass am Cudi Dagi Holzreste von der Arche Noah gefunden werden könnten. Es gelang ihm, auf den südlichen Berghängen in 1700 Metern Höhe einen Fund zu machen, den er so beschreibt: »Ein flaches Wasserbecken, nach Süden hin geöffnet, ist von den massiven Kalkfelsen der Cudi-Gruppe umgeben. Am 6. April 1953 war es großteils schneebedeckt. Unter der Schneedecke befand sich eine lehmige, verkohlte Ablagerung, dessen Farbe von einem dunklen Braun zu schwarz reichte in ein einer Tiefe von 0,8 bis einem Meter. Es enthielt bröckelige, bis zu erbsengroße verfallene Holzreste. Viele der kleinen Holzfragemente wurden von einer asphalt- oder teerartigen Substanz zusammengehalten. Meine kurdischen Führer erlaubten mir keine weiteren Grabungen oder Untersuchungen. Dieser Stelle sei ein heiliger Ort.«

Trotzdem konnte Bender wohl Holzreste mit der C-14-Methode untersuchen und stellte ein Alter von 6500 Jahren fest. Er erwähnt auch, dass archäologische Funde eine Überschwemmung Mesopotamiens in dieser Epoche belegen.

Dr. Charles Willis

Viele wichtige Informationen sind auf der Mt.-Cudi-Seite von NoahsArkSearch.Com (engl.) gesammelt. Konkrete Pläne, den Berg Cudi zu untersuchen hat Dr. Charles Willis aus Kalifornien. Für 2008 hat er eine Expedition geplant, die aber wahrscheinlich an der gefährlichen Lage in der Südosttürkei scheitern wird. Seine Kenntnisse hat er im Internet veröffentlicht: Ancient World Foundation (engl.). [Seite nicht mehr erreichbar! Willis ist inzwischen verstorben.] Interessant: Er hat in den 1980er Jahren schon an vier Expeditionen zum Berg Ararat teilgenommen, bevor er zur Überzeugung gekommen ist, der Berg Cudi sei der richtige Berg. 1995 und 1996 sowie 2004 hat er die Gegend am Cudi bereits besucht, jedoch scheinbar, ohne den Gipfel zu besteigen.

Kurdische Guerillas

Die einzigen mir bekannten Bilder vom Gipfel des Cudi aus neuerer Zeit sind in einem Online-Fotoalbum der kurdischen Guerilla-Organisation HPG zu finden. Die Startseite dieser Gruppierung gibt es auch auf Deutsch. Eines der Bilder ist mit »sefine.jpg« bezeichnet und zeigt – den Landeplatz der Arche! [Seite nicht mehr erreichbar!]

Dieses Bild ist mit »sefine.jpg« bezeichnet.

Google Earth

Seit Ende 2007 bietet Google Earth Bilder von Googles Daten-Lieferanten DigitalGlobe in beeindruckender Auflösung. Nun habe ich die Puzzleteile zusammengesetzt – und sie passen! Das Panoramabild von Gertrude Bell und das Sefina-Bild des kurdischen Fotografen scheinen von der gleichen Stelle aus aufgenommen zu sein.

Anhand der Bergzüge im Hintergrund habe ich die zwei Aufnahmen von den Ruinen auf dem Gipfel in das Panoramabild von 1909 montiert: Sie scheinen zusammenzupassen.

Vergleicht man die »Aussicht« mit der geneigten Ansicht in Google Earth, kommt nur einer der drei Gipfel infrage: 37.3670N, 42.4951E.

Blick nach Norden: die Struktur der Bergzüge scheint übereinzustimmen.
Auch der Blick nach Westen, für den ein höherwertiges Bell-Foto zur Verfügung steht, stimmt überein.

Und dort müssten die abgebildeten Ruinen nun zu finden sein. Und tatsächlich: Das Stück Mauer vom HPG-Bild könnte sich an 37.3659N, 42.4951E befinden, Blickrichtung Nordost.

Ruine vom Foto des kurdischen Freiheitskämpfers? Umgebende Felsformationen und Blickrichtung passen zum Bild.

Gertrude Bells sechseckiges Gebäude könnte die Struktur ziemlich genau in der Mitte der Felsformation sein: 37.3666N, 42.4954E. Es ist schwer zu erkennen, wahrscheinlich hat die Witterung der letzten 100 Jahre den Zustand verschlechtert. Aber immerhin scheint die Struktur tatsächlich einen sechseckigen Grundriss zu haben. Die Blickrichtung müsste ebenfalls Nordost sein.

Schlecht zu erkennen könnte diese Struktur die sechseckige Ruine sein, die das Foto aus dem Jahr 1909 zeigt. [Anmerkung 4.3.2014: Das ist falsch. Die weiter verfallene Ruine ist identisch mit der Ruine auf dem neueren Bild!]
Das Bild mit den drei Männer wurde dagegen von der nordwestlichen Seite der Ruine aufgenommen, wie an dem Schneefeld im Hintergrund zu erkennen ist.

Interessant sind die feinen Linien und Vertiefungen, die in der Umgebung des Gipfels in Google Earth zu erkennen sind. Bell und Bender erwähnen hier doch einen Wassertank: 37.3661N, 42.4956E, evtl. auch 37.3648N, 42.4959E. Gertrude Bell erwähnt auch Umrisse eines ehemaligen Klosters. Könnten dessen Grundrisse nicht einst einem Schiff nachempfunden gewesen sein? 37.3654N, 42.4933E!

Die markanten Strukturen in der Übersicht: 1.) die Ruine von Gertrude Bell [Anmerkung 4.3.2014: falsch, identisch mit 2!], 2.) das Mauerstück aus dem HPG-Album, 3.) vermeintliche Grundmauern eines antiken Klosters in Form eines Schiffes.

Am Abhang des Gipfels, auf etwa 1700 Metern Höhe und 3000 Meter vom Dorf Karacaköy (Google-Earth-Bezeichnung, Bender schrieb »Kericulya«) muss Friedrich Bender sein Stück Holz gefunden haben. Die Landschaft passt mit seinen Angaben zusammen.

Es gibt noch einen weiteren Gipfel auf dem Berg Cudi, er befindet sich 5,5 Kilometer nordwestlich der Sefinah und hat auf den ersten Blick die Form eines Schiffsrumpfes. Es scheinen sich zudem etliche von Menschenhand geschaffene Strukturen darin zu befinden. Ob dies antike Ruinen oder Verstecke von kurdischen PKK-Kämpfern sind, weiß ich nicht.

Ein weiterer Gipfel des Cudi sieht ebenfalls interessant aus: 37.3913N, 42.4405E. [Anmerkung 4.3.2014: Was es mit dieser Stelle auf sich hat, wurde nicht weiter untersucht.]

Fazit

Eine genauere Untersuchung vor Ort wäre nach diesen überraschenden virtuellen Funden sicherlich wünschenswert. Allerdings – und dieses Schicksal teilt der Berg Cudi mit anderen wichtigen archäologischen Stätten wie dem Tempelberg in Jerusalem (Morija) oder den Orten Ur, Ninive und Babylon im heutigen Irak – verhindern politische Konflikte eine genauere Untersuchung direkt vor Ort wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten. Es bleibt also nichts anderes übrig, als virtuell zu entdecken, zu forschen und zu pilgern: Google Earth ist ein faszinierendes Werkzeug dafür. Mein Buch »Bible Earth« [4.3.2014: Zur Zeit vergriffen] liefert fast 200 Koordinaten und viele archäologische Beschreibungen für eine Entdeckungsreise am Computer in die Welt der Bibel. Und ich selbst werde noch einige weitere Orte untersuchen müssen: Die antiken Überlieferungen berichten von einem Grab Noahs, von einem Altar und einem Weinberg. Außerdem hat Gertrude Bell in der Umgebung des Cudi weitere interessante Funde gemacht und auch die weiteren Bilder der kurdischen Guerillas zeigen faszinierende Motive. Vielleicht bietet die Vogelperspektive noch einige weitere verblüffende Entdeckungen …

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